Träume, die Klang und Wirklichkeit werden
Pfarrkirche Timelkam: Der Chor Ad Libitum und das Ensemble Pro Brass unter Heinz Ferlesch.
Träume, die zur Leidenschaft und mit dem nötigen Einsatz Wirklichkeit werden – darüber diskutierten der Chor Ad Libitum und das Ensemble Pro Brass unter Heinz Ferlesch am Freitag in der Pfarrkirche Timelkam musikalisch. Es erklangen Werke, die wie Gregorio Allegris berühmtes “Miserere” den Geist der Ewigkeit anrufen, wie Eric Whitacres “Leonardo’s dream of his flying machine” die Faszination des Fliegens in Klang verwandeln und die wie Marc Knopflers “Brothers in Arms” die Hoffnung beschwören, dass wir Narren endlich draufkommen, dass Krieg der falsche Weg ist.
Pro Brass steuerte den Albtraum bei, den Werner Pircher im dritten Satz seiner “Fire-Water-Music” greifbar macht. Sie behandelt die Dramatik nach einem Atomunfall wie 1986 in Tschernobyl. Dazu passte die harmlos-naive “Des Knaben Wunderhorn”-Weltsicht in Gustav Mahlers “Wer hat dies Liedlein erdacht” als Kontrapunkt, genauso wie Eriks Esenvalds’ “Stars”, das mit dem Klang singender Gläser die unendliche Weite des Universums sinnlich vermittelt. Auch der Rahmen mit “Pastime with good company” von Heinrich VIII. sowie Auszügen aus Händels Feuerwerksmusik bzw. aus dessen Coronation Anthems in den feinen Arrangements von Alfred Lauss-Lienhart ließen den Traum von grenzenloser Freude laut werden.
Nicht nur Ad Libitum und Pro Brass überzeugten restlos, sondern auch Johanna Zachhuber (Mezzo), Lorenz Raab (Flügelhorn), Christian Mühlbacher (Percussion) und Eberhard Reiter (Saxophon). Mit der Draufgabe – Mendelssohns “Verleih uns Frieden” – endete der von Ferlesch so beeindruckend zusammengestellte wie geleitete Abend mit einer großen Portion Hoffnung.
(Michael Wruss, OÖN, 10.10.2022)