LINZ/ Brucknerhaus: MESSA DA REQUIEM von Giuseppe Verdi
Das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner hat sich hier eine wahre „pièce de résistance“ vorgenommen, bei der es vom Tschechischen Philharmonischen Chor Brno (Leitung: Petr Fiala) und dem Chor Ad Libitum (Heinz Ferlesch) aus St. Valentin unterstützt wird – beide mit reicher Erfahrung im Chorwerke- wie Opernbetrieb. Die Soli kommen vom auf die großen Chorwerke spezialisierten Sopran Susanne Bernhard, vom jungen ukrainischen Mezzosopran Olga Syniakova, vom aus Sibirien stammenden, seit 2007 in Europa, den USA und Israel aktiven Tenor Alexey Dolgov und dem künstlerisch in München verwurzelten Bass Tareq Nazmi, der ebenfalls eine Reihe prominenter internationaler Engagements vorweisen kann.
Die Programmierung erfolgte vor ungefähr zwei Jahren. Die besondere Aktualität des Requiems ist nun eine beklemmende Fügung, die den Dirigenten zu einer kurzen Einleitung drängte, sinngemäß: „Die Musik kann leider keinen Krieg beenden. Aber sie bringt uns mehr Humanität, Verständnis und Zusammenhalt.“
Optimale Akustik – im Sinne von Verdis zitierter Aufführungspräferenz – des diesbezüglich ohnedies gut angelegten Brucknerhauses war durch den endlich wieder einmal weitestgehend ausverkauften Saal garantiert. Diese war auch wichtig, denn Markus Poschner leitete sein Orchester zu immensem Dynamikumfang an – besonders die leisen Stellen, von Streichern wie Bläsern feinst ziseliert, hört man atemlos. Natürlich endet aber auch die Wucht des „Dies irae“ niemals im Tumult – nein, Chor und Orchester halten immer Disziplin, klare Diktion, Differenzierung, Präzision und, könnte man fast sagen, Swing! Und darüber hinaus gerät auch über die gesamten 1½ Stunden Aufführungsdauer der große Spannungsbogen perfekt, auch dank organischer und plausibler Tempi.
Neben den perfekt studierten Chören überzeugen auch die fast immer in perfekter Balance zu Chor und Orchester stehenden Solistinnen und Solisten: Frau Bernhard läßt ihren druckvollen, niemals scharfen Sopran leuchten; das tatsächlich zumindest in der ersten Hälfte im Opernidiom verfaßte finale „Libera me“ gestaltet sie auch großartig dramatisch. Olga Syniakova ist, eine Stimmlage tiefer, zwischen Milowsor an der Scala (lt. Operabase noch unter Gergiew gelistet!) und Cherubino in Seattle hier und heute die wunderbar samtig strahlende Ergänzung, glänzt besonders bei „Lux aeterna“ und mit ihrer Soprankollegin und drei Flöten beim „Agnus Dei“. Tenor Alexey Dolgov klingt zu Beginn nicht ganz frei, ab dem „Ingemisco“ aber läßt er lyrische Perfektion hören, auch mit ausgewogenem Passaggio. Von A – Z perfekt die Leistung von Herrn Nazmi mit samtigem Ansatz und scheinbar müheloser Saaldominanz.
15-minütiger Jubel, Begeisterung, standing ovation.
Petra und Helmut Huber
(https://onlinemerker.com/linz-brucknerhaus-messa-da-requiem-von-giuseppe-verdi/)